
Der Upjever Forst
Ein Wald voller Geschichte(n)
Der Mischwald auf dem Gebiet der Stadt Schortens wurde 1535 angepflanzt und ist heute ein beliebtes Naherholungsgebiet. Er ist aber auch ein Wirtschaftswald. Welch großes Naturerlebnis man in Friesland direkt vor der Haustür hat, das merkt man manchmal erst, wenn man mittendrin steht, tief Luft holt und lauscht: dem Wind, dem Rascheln und Rauschen der Blätter und der Bäume, dem vielstimmigen Gesang der Vögel. Oder der Stille. Der Forst Upjever, um 1535 von Jevers Herrscherin Fräulein Maria gegründet, ist mit seinen heute 750 Hektar zu weiten Teilen ein Wirtschaftswald, dessen Böden Nutzen bringen sollen, aber er ist vor allem Jeverlands kräftige grüne Lunge und tägliches Ziel von Spaziergängern und Joggern, von Naturkundlern, Erholungssuchenden und im Spätsommer und Herbst auch von Pilzsammlern. Der Forst Upjever bietet Walderlebnis auf vielfältige Weise. Mittendrin liegen Naturschutzflächen wie das Wasserschutzgebiet am Wildkamp oder die renaturierten alten Moorgebiete Krickmeere und das Engelsmeer. Am Engelsmeer sollen im frühen Mittelalter, da gab es den Wald noch gar nicht, die ersten Christen in der Region getauft worden sein. 1806 wurde die vermoorte Fläche von den Holländern zu Napoleons Zeiten entwässert, trockengelegt und mit Nadelgehölzen bepflanzt. Vor mehr als zehn Jahren hat das Forstamt Neuenburg im Forst Upjever damit begonnen, die alten Moorgebiete in ihrer ursprünglichen Form wiederherzustellen. Ein so alter Wald bietet also auch viel Historisches. Neben den Moorflächen so etwa auch die Friedrich-August-Allee und die Jeversche Allee, die Fräulein Maria von Jever im 16. Jahrhundert vom Schloss Jever bis zum Forsthaus in Upjever pflanzen ließ, und die seit kurzem wieder aufgeforstet werden. Das Restaurant Forsthaus Upjever ist ca 130 Jahre alt. Die Bewirtung von Waldbesuchern hat in Upjever eine lange Geschichte bis zum Abriss des großen Krongutsgebäudes im Jahre 1888. Es waren es die jeweiligen Pächter, die die Waldbesucher im Garten oder in einem extra dafür vorgesehenen Zimmer bewirteten. Nach langen Verhandlungen mit der Forstverwaltung durfte dann der Wirt des „Tivoli“ in Jever für ein Jahr eine Zeltgaststätte vor Ort eröffnen, die sich schnell eines großen Zulaufs erfreute. Umso erstaunlicher war es, dass die Verwaltung 1889 eine Verlängerung der Pacht ablehnte und den Abbau verfügte. Die Verantwortlichen hatten jedoch nicht mit dem Aufbegehren der Bevölkerung gerechnet! Sämtliche Kirchspielvorsitzende des Jeverlandes fuhren geschlossen nach Oldenburg und erbaten eine Audienz beim Großherzog Nikolaus Friedrich Peter. Dieser kam den Wünschen seiner Jeverländer gerne entgegen. In der Folge zog der Förster in das ehemalige Pächterhaus des Kronguts um (die jetzige Försterei), das Forsthaus von 1806 aber wurde zur Gaststätte, der 1914 ein Neubau (die jetzige Gaststätte) folgte. Nach dem Auszug des Pächterehepaares Horst und Lydia Hinrichs im Jahr 1990 stand das Fortbestehen der Gaststätte wieder „auf der Kippe“. Diesmal waren es der aus dem friesischen Landkreis stammende Minister Karl-Heinz Funke und Landrat Bernd Theilen, die in Zusammenarbeit mit der damaligen Landesforstverwaltung eine Lösung für das Traditionshaus fanden und dessen Existenz für weitere dreißig Jahre sicherte. Und heute? Erneut haben die Friesländer gemeinsam mit dem Trägerverein ( geleitet von Peter Homfeldt und Axel Homfeldt ) erfolgreich darum gekämpft, die Gaststätte Forsthaus Upjever zu erhalten. Durch tausende Unterschriften der Bewohner und dem Engagement des Trägervereins Forsthaus Upjever sowie dem neuen Pächter Stephan Otto wurde die Gaststätte einmal komplett renoviert und im Januar 2020 neu eröffnet.